Italianistik
Italianistik



Italianistik (auch Italienische Philologie genannt) beinhaltet die wissenschaftliche Beschäftigung mit den romanischen Sprachen und Literaturen sowie der Kultur und Landeswissenschaft Italiens unter Ausschluß folgender Sprachen, die auch in Italien gesprochen werden: Frankoprovenzalisch, Katalanisch, Okzitanisch, Rätoromanisch (Friaulisch und Zentralladinisch), Sardisch (Logudoresisch, Campidanesisch, Galluresisch und Sassaresisch); Albanisch, Deutsch, Griechisch, Kroatisch und Slovenisch. Diejenigen Sprachen, die sich in Italien selbst aus dem gesprochenen Latein entwickelt haben und Muttersprachen der meisten Italiener sind, werden fälschlich oft als «Dialekte» bezeichnet. Die moderne italienische Hochsprache geht auf eine mittelalterliche Kunstsprache zurück, die wohl erst nach der politischen Einigung Italiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich von einer «toten» zu einer «lebenden» Sprache wurde. Der italienische Linguist Tullio De Mauro mag mit seiner kaum zu überprüfenden Schätzung, daß in den Jahren der Vereinigung (1861-1871) lediglich 2,5 % der damaligen Bevölkerung, also nur wenig mehr als 600.000 Menschen, des Italienischen überhaupt mächtig waren (vgl. Tullio De Mauro: «Storia linguistica dell'Italia unita», Bari: Laterza, 1983, S. 43), zwar zu niedrig liegen, tendenziell ist ihm aber recht zu geben, daß sicherlich nur eine kleine, gebildete Minderheit der damaligen Bevölkerung des vielsprachigen Italiens die italienische Sprache beherrschte. Nicht nur für die Linguistin, die in Italien in einem Staat viele koexistierende und einander beeinflussende Sprachen vorfindet, sondern auch für die Literaturwissenschaftlerin, welche auf italienisch, napoletanisch, venezianisch etc. verfaßte Werke untersuchen kann, ist Italien eines der interessantesten Studienobjekte innerhalb der Romanischen Philologie (Romanistik), die sich mit den Sprachen und Kulturen aller romanischen Völker, die eine Folgesprache des Lateins sprechen, befaßt.

Italienisch bzw. Sprachen, die dem italienischen Diasystem zuzuordnen sind, werden auch außerhalb der Republik Italien gesprochen (u. a. in Teilen der Schweiz, auf Korsika, San Marino, Malta). Insgesamt kann man davon ausgehen, daß das Italienische etwa von 60 Millionen Sprechern als erste Muttersprache gesprochen werden dürfte und damit in etwa dem Französischen (ca. 63 Millionen muttersprachlicher Sprecher) gleichkommt. (Vgl. Johannes Kramer: «Die Zahl der Sprecher der Sprache Roms in Geschichte und Gegenwart», in: «Romanistik in Geschichte und Gegenwart» 6/1 [2000], S. 3-31, S. 5.)

An deutschsprachigen Universitäten wird die Italianistik zumeist noch im Rahmen einer komparatistischen Romanistik betrieben. Die beiden bisherigen Italianistenverbände gehen zur Zeit (1999/2000) in Liquidation, ein dritter Italianistenverband wurde im Oktober 1999 in Eichstätt gegründet. Obgleich die Italianistik zusammen mit der Franzistik, Hispanistik und Lusitanistik zu den vier Kernfächern der Romanischen Philologie zählt, gehen die Studentenzahlen an vielen Universitäten seit einigen Jahren rapide zurück. Dies ermöglicht denjenigen, die sich für ein Studium der Italienischen Philologie entscheiden, an den meisten Universitäten eine gute Betreuung in überschaubaren Seminargruppen.

Wenn Sie sich auch für andere romanistische Disziplinen interessieren, so besuchen Sie auch http://www.romanistik.com/

Eine sehr nützliche Liste hat Dr. Wolf Lustig (Universität Mainz) zusammengestellt: http://www.romanistik.uni-mainz.de/ifr/Italianistik_ifr.htm


 

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